Kapitel 24

Die zweite Engelsbotschaft

Die Kirchen wollten das Licht der ersten Engelsbotschaft nicht empfangen, und weil sie dieses Licht vom Himmel verwarfen, fielen sie aus der Gunst Gottes. Sie vertrauten auf ihre eigene Kraft und brachten sich durch ihren Widerstand gegen die erste Botschaft dahin, wo sie das Licht der zweiten Engelsbotschaft nicht sehen konnten. Aber die Geliebten Gottes, die unterdrückt waren, antworteten auf die Botschaft „Babylon ist gefallen“ und verließen die gefallenen Kirchen.

Nahe dem Ende der zweiten Engelsbotschaft sah ich ein großes Licht vom Himmel auf das Volk Gottes scheinen. Die Strahlen dieses Lichts schienen hell wie die Sonne zu sein. Und ich hörte die Stimmen der Engel rufen: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“

Der Mitternachtsruf wurde gegeben, um der zweiten Engelsbotschaft Kraft zu verleihen. Engel wurden vom Himmel gesandt, um die entmutigten Heiligen aufzuwecken und sie für das große Werk vor ihnen vorzubereiten. Die begabtesten Männer waren nicht die Ersten, die diese Botschaft empfingen. Engel wurden zu den Demütigen, Ergebenen gesandt und nötigten sie, den Ruf zu erheben: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“ Diejenigen, denen der Ruf anvertraut war, beeilten sich und verbreiteten ihn in der Kraft des heiligen Geistes und erweckten ihre entmutigten Brüder. Dieser Ruf stand nicht in der Weisheit und Gelehrtheit der Menschen, sondern in der Kraft Gottes, und seine Heiligen, die den Ruf hörten, konnten ihm nicht widerstehen. Die gläubigsten empfingen die Botschaft zuerst, und die, welche früher in dem Werk führend waren, waren die letzten, die sie empfingen und halfen, den Ruf anschwellen zu lassen: „Siehe, der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“

In jedem Teil des Landes wurde Licht auf die zweite Engelsbotschaft gegeben und der Ruf erweichte die Herzen Tausender. Er ging von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf, bis das wartende Volk Gottes völlig erweckt war. Viele erlaubten dieser Botschaft nicht, in die Kirchen einzugehen, und eine große Schar, die das lebendige Zeugnis in sich hatte, verließ die gefallenen Kirchen. Ein mächtiges Werk wurde durch den Mitternachtsruf ausgeführt. Die Botschaft erforschte die Herzen und führte die Gläubigen dazu, eine lebendige Erfahrung für sich selbst zu suchen. Sie wussten, dass sie sich nicht aufeinander stützen konnten.

Die Heiligen warteten gespannt auf ihren Herrn mit Fasten, Wachen und nahezu ununterbrochenem Gebet. Sogar manche Sünder warteten auf jene Zeit mit Entsetzen, während die große Masse gegen die Botschaft aufgehetzt zu sein schien und den Geist Satans offenbarte. Sie spotteten und höhnten, und überall wurde gehört: „Niemand weiß den Tag und die Stunde.“ Böse Engel frohlockten um sie herum und trieben sie dazu an, ihre Herzen zu verhärten und jeden Strahl des Lichts vom Himmel zu verwerfen, damit sie sie in der Schlinge festhalten könnten. Viele gaben vor, auf ihren Herrn zu warten, aber sie hatten weder Teil noch Los an dieser Sache. Die Herrlichkeit Gottes, die sie bezeugt hatten, die Demut und tiefe Hingabe der Wartenden, und das überwältigende Gewicht der Beweise, veranlasste sie zu erklären, dass sie die Wahrheit angenommen haben. Aber sie waren nicht bekehrt. Sie waren nicht bereit. Bei den Heiligen wurde überall ein Geist des feierlichen und ernsten Gebets verspürt. Eine heilige Feierlichkeit ruhte auf ihnen. Engel beobachteten mit dem tiefsten Interesse das Ergebnis und erhoben diejenigen, die die himmlische Botschaft annahmen, fort von den irdischen Dingen, damit sie große Vorräte aus der Quelle des Heils erlangten. Gottes Volk war damals von ihm angenommen. Jesus blickte mit Wohlgefallen auf sie. Sein Bild spiegelte sich in ihnen wieder. Sie hatten ein vollständiges Opfer gemacht, eine völlige Weihe, und erwarteten, zur Unsterblichkeit verwandelt zu werden. Aber es war ihnen bestimmt, wieder traurig enttäuscht zu werden. Die Zeit, nach der sie schauten und in der sie Befreiung erwarteten, verstrich. Sie waren immer noch auf der Erde und die Folgen des Fluches schienen nie sichtbarer zu sein. Sie hatten ihre Zuneigung auf den Himmel gerichtet und in süßer Vorahnung unsterbliche Befreiung geschmeckt; aber ihre Hoffnungen wurden nicht verwirklicht.

Die Furcht, die viele Menschen beherrscht hatte, verschwand nicht auf einmal. Sie triumphierten nicht sofort über die Enttäuschten. Aber als kein sichtbarer Zorn Gottes von ihnen gespürt wurde, erholten sie sich von der Furcht, die sie gefühlt hatten, und begannen ihr Lachen, ihr Spotten und Höhnen. Das Volk Gottes wurde wieder getestet und geprüft. Die Welt lachte und spottete und machte ihnen Vorwürfe. Und diejenigen, die ohne einen Zweifel geglaubt hatten, dass Jesus damals kommen und die Toten auferwecken würde, dass er die lebenden Heiligen verwandeln und das Königreich einnehmen und es für immer besitzen würde, fühlten sich wie die Jünger Jesu: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“

Siehe Offenbarung 14,8; Matthäus 25,6; Matthäus 24,36; Johannes 20,11‑13

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